Die Glocken von St. Ludgerus, Essen-Rüttenscheid

von Ulla N.

Der Glockenturm von St. Ludgerus, Essen-Rüttenscheid
Foto: gemeinfrei

„Das Geläut von den Glocken der Dome“ wie es in einem Volkslied heißt, habe ich von frühester Kindheit an gemocht. Besonders feierlich erschien es mir immer in St. Ludgerus als Mitternachtsläuten zur Christmette am 24. Dezember.

In einem Jahr, das war das Jahr meiner Ersten Heiligen Kommunion, gewann es aber plötzlich eine ganz andere Bedeutung. Das Fest meiner Ersten Heiligen Kommunion fiel in das Jahr der Kubakrise. Ich hatte zur Kommunion ein Buch geschenkt bekommen, dessen Titel ich längst vergessen habe. Auch das Buch ist im Laufe der Jahre irgendwie abhanden gekommen, aber den ersten Satz werde ich wohl niemals vergessen. Kurz nach dem Fest hörte ich meine Oma sagen: „Nun muss ich auch noch einen Dritten Weltkrieg miterleben.“ Damals war ich noch zu jung, um in irgendeiner Weise ermessen zu können, was das bedeutete, aber dass ein Krieg eine schreckliche Bedrohung darstellte, das war mir doch bewusst. In der darauffolgenden Nacht, in der um 2:00 Uhr das Ultimatum in der Kubakrise ablaufen sollte, konnte ich kein Auge zutun, denn der erste Satz in dem oben erwähnten Buch lautete: „Als der Krieg begann, läuteten alle Kirchenglocken.“ So lag ich die ganze Nacht wach, um zu lauschen, ob irgendwo eine Kirchenglocke zu läuten beginnen würde. Gott sei Dank wurde die Kubakrise dann ohne einen schrecklichen Krieg beendet.

Meine ursprüngliche Zuneigung gegenüber „dem Geläut von den Glocken der Dome“ ist mit den Jahren auch längst zurückgekehrt, aber die Erinnerung an diese Nacht voller Angst ist präsent geblieben.

Dennoch: Wie schade wäre es, wenn die Glocken immer mehr verstummten, weil die Kirchtürme nach und nach überall im Bistum verschwinden.

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