Kelch vom Evan­ge­li­schen Kir­chen­tag im Ruhr­ge­biet 1991

von Winfried S.

Der Kelch –
Meine Erlebnisse auf dem Evangelischen Kirchentag 1991 im Ruhrgebiet

Der Kelch! Der Abendmahlkelch?

Im Nachhinein habe ich mich gefragt, welche Rolle dieser bei meinem Bericht überhaupt nun spielt…
Aber nun der Reihe nach!
Es ergab sich die Gelegenheit, am Ende des Studiums beim Ev. Kirchentag im Ruhrgebiet mitzuhelfen.
Meine Aufgabe war, jungen Leuten spätabends und nachts die Tür aufzuhalten – und ansprechbar zu sein. Mit einer jungen Frau aus Südwestdeutschland – (durchaus attraktiv!)) – ergab sich ein längeres Gespräch.
Allerdings nicht über die von ihr besuchten Veranstaltungen, sondern über ihre persönliche Situation, die mir problematisch erschien.
Sie war Pietistin – und auf der Suche. Über Stunde lang unterhielten wir uns in der umgewidmeten Schule in Gelsenkirchen, die nun für einige Tage als Quartier diente.
Am Ende dann der Besuch im Parkstadion. Zwei strengvergrämte „Diakonissinnen“ saßen vor mir auf der Tribüne – und sie schimpften wie die Rohrspatzen auf „die Katholiken“ im Allgemeinen und im Besonderen…
Aber ich fühlte jetzt noch den Haß, die Distanz, den Argwohn, das Mißtrauen dieser heiligen Frauen. An meine Reaktion erinnere ich mich noch genau:
„Ich bin Katholik, und ich helfe hier auf dem Kirchentag mit. Ich hoffe, DAS stört mich nicht.“
Zusammengekniffene Lippen, Anstarren – und ein Schweigen war ihre Reaktion.
Kein Wort sagten sie zu mir.
Nun war ich konsterniert – und ahnte nach der leichten Euphorie in der Quartiersbetreuung: Ökumene: DAS ist noch ein langer Weg. Da gibt es noch verschiedene Positionen.

… der Kelch, beigefarben, designt mit einem Zentralkreuz und vier Kleinkreuzen. Als ich aus ihm trank – passierte: nichts. Kein Wunder geschah. Aber das „leicht kribbelnde“ Gefühl war da, etwas „Verbotenes“ getan zu haben. Gemischt ging mein Einsatz zu Ende.

Der Kelch: Die Töpferware hatte und hat für mich keine erhebende Bedeutung. ER steht allerdings für die intensiven Erlebnisse, Erinnerungen. Im Guten wie im eventuell „Bösen“.
1991.2022.

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