Urkunde des Kindermissionswerks
Von Barbara S.
Viele Jahre habe ich geglaubt, eine schwarze Namensvetterin zu haben, ein Mädchen, das durch meine Spende auf den Namen „Barbara“ getauft worden und damit unter den Schutz meiner Namenspatronin gekommen ist.
Anlässlich unserer Kommunion im Jahr 1964 wurde unter uns Kommunionkindern dafür geworben, etwas Geld zu sammeln und mit Hilfe der Spende die Taufe eines „Heidenkindes“ irgendwo in der Welt auf einen Namen unserer Wahl zu ermöglichen. Selbstverständlich habe ich diesen „Auftrag“ übernommen, mit kleinen Aufgaben in der Verwandtschaft, die diese Absicht ehrenwert fand, Geld verdient – denn in unserer Familie gab es kein Taschengeld.
Dann kam der Tag der Übergabe. Herr Kaplan Rieks war dafür zuständig. Ich erinnere mich noch an die große Schublade, in der sich viele Bilder von „Heidenkindern“ befanden, ich durfte aussuchen, wer das Sakrament der Taufe erhalten sollte. Es war ein feierlicher und erhabener Moment für mich als Kind – dass ich das für ein anderes Kind tun konnte! Ich suchte mir ein schwarzes kleines Mädchen aus. Das Bild bekam einen Holzrahmen und wurde in unserem Zimmer aufgestellt, dazu gab es einige Zeit später ein kleines rotes Kreuz aus Kunstleder mit dem Schriftzug „Barbara“ in weißer Schrift. (Leider finde ich dieses nicht wieder.) Mit dieser „Barbara“ irgendwo in Afrika fühlte ich mich einige Jahre sehr eng verbunden, sie war für mich wie eine ferne Freundin, der ich etwas Gutes getan hatte.
Es hat einige Zeit gebraucht, bis mir klar wurde, dass ich irgendein beliebiges Mädchen auf einem irgendwo entstandenen Bild bekommen hatte und diese konkrete Verbindung Spende = Taufe auf gewünschten Namen nie existiert hatte. Es war letztlich eine Spende an das Missionswerk.
Aber das Bild habe ich verwahrt, wenn ich es anschaue, ist das Mädchen immer noch klein und heißt Barbara.