Programmheft Katholische Erwachsenen- und Familienbildung
Shanice Leßmann arbeitet seit Mai 2019 für die Katholische Erwachsenen- und Familienbildung im Bistum Essen gGmbH (KEFB) am Standort Duisburg. Als pädagogische Mitarbeiterin ist die 29-Jährige zuständig für die inhaltliche Entwicklung, Planung, Organisation und Durchführung von Kursen und Bildungsangeboten.
Für das Projekt „bistumsgeschichte.ruhr“ hat sie im Archiv ihres Büros im katholischen Stadthaus am Duisburger Innenhafen gekramt und als ihr Objekt das Programmheft im Wandel der Zeit (anhand von drei beispielhaften Exemplaren) ausgewählt: Veranstaltungsübersichten der katholischen Familienbildungsstätte von 1977 und des katholischen Bildungswerks Duisburg von 1987, denen sie das aktuelle Jahresprogramm der KEFB von 2021 gegenüberstellt.
Die Zusammenstellung dieser Sammlung erklärt sie: „In der Zeit von 2005 bis 2007 kam es zu dem Zusammenschluss von insgesamt elf katholischen Familienbildungsstätten und zehn Bildungswerken. Die neu gegründete KEFB gGmbH vereint diese Einrichtungen heute unter einem Dach. Sie ist mit Zweigstellen an neun Standorten von Altena/Lüdenscheid bis zu uns nach Duisburg vor Ort.“ Mit rund 160.000 Unterrichtsstunden pro Jahr zählt die KEFB im Bistum Essen zu einem der größten Bildungsträger der gesamten Ruhrregion.
Kontinuität, Wandel, Zeitgeist
„Kontinuität, Wandel und Zeitgeist – das klingt wahrscheinlich erstmal widersprüchlich“, mit diesen drei Schlagworten beschreibt Shanice Leßmann ihre Arbeit im Bistum Essen. Die studierte Theologin und Kunsthistorikerin erkennt Traditionen, die sich wie ein roter Faden durch alle drei Programmhefte ziehen, zugleich aber auch eine hohe Sensibilität für die brennenden Gesellschaftsfragen. Ein bezeichnendes Beispiel findet sich 1987: Unter dem Thema „AIDS als moralische Herausforderung“ wird für 2,50 DM Teilnahmebeitrag zum Gespräch ins Gemeindezentrum der Karmeliter geladen. Im Dialog gehe es darum, die „heimliche Angst vor dieser Krankheit“ anzugehen und eine „mögliche Orientierung“ gegen die Isolierung und Ausgrenzung der Betroffenen zu geben.
„Wenn man sich unser Jahresprogramm 2021 anschaut, erkennt man natürlich eine gewisse Professionalisierung. In den zehn Angebotsbereichen ‚Eltern und Kinder‘, ‚Glauben und Denken‘, ‚Kunst und Kultur‘, ‚Alltags- und Lebenshilfe‘, ‚Gesellschaft und Politik‘, ‚Gesundheit und Bewegung‘, ‚Kochen und Genießen‘, ‚Sprachen‘, ‚Beruf und Ehrenamt‘ und ‚Kreativität‘ versuchen wir allen individuellen, familiären oder beruflichen Fragen von heute gerecht zu werden.“
Und doch lassen sich viele Kontinuitäten aufzeigen: Die Sportangebote von damals, Gymnastik und Athletik, haben ihren Platz behauptet, umfassen aber ein weit ausdifferenzierteres Angebot von Fatburner-Training über Rückenfitness bis Zumba. Und auch die beliebten Näh- und Kochkurse – „eine Tradition aus den katholischen Mütterschulen“, so Leßmann – finden sich nach wie vor im Programm.
Die Kursteilnehmer:innen aus dem ‚Ruhrpott‘
Für Shanice Leßmann zeichnet sich die Bildungsarbeit im Bistum Essen vor allem durch Anregung und Unterstützung zur eigenständigen Auseinandersetzung mit Lebens- und Glaubensfragen aus. „Hier geht es um nichts Vordiktiertes, keine blinde Übernahme. Kritische Äußerungen sind ausdrücklich erwünscht.“ Und so hat die gebürtige Sauerländerin in den letzten Jahren die Mentalität der Menschen im ‚Ruhrpott‘ schätzen gelernt: „Ich begegne offenen und ehrlichen Kursteilnehmenden. Kritik wird sofort rausgehauen. Es wird einem nie langweilig.“