Briefmarke vom Essener Katholikentag 1968

Von Elisabeth W.

Als das Bistum Essen noch jung war

Diese Briefmarke – ein Entwurf von Herbert Stelzer – erschien am 19. Juli 1968 anlässlich des Katholikentages in Essen. Auf grünem Grund erscheint mittig ein gelbes Kreuz, in dessen oberem rechtem Quadranten stilisiert eine weiße Taube hineinfliegt. Die beiden christlichen Motive umschwirren auf elliptischen Bahnen sechs Punkte wie Elektronen den Atomkern. Kursiv steht am unteren Rand des Motivs das Motto des Katholikentags: „mitten in dieser Welt“.
Den Katholikentag ’68 als singuläres Ereignis verbinde ich persönlich eher wenig mit dem Bistum Essen, aber die Briefmarke zeigt, was das Bistum für mich ausmacht. Als Alltagsgegenstand ist sie außerdem selbst Teil der Lebenswelt, die sie darstellt.
Das Bistum Essen, in dem die Ruhr-Universität in den 1960er Jahren begann, Arbeiterkindern zu ermöglichen, in der Heimat zu studieren, wird als Ort der Moderne inszeniert. Den Glauben „mitten in der Welt“, mitten im sich massiv verändernden urbanen Ruhrgebiet zu verorten und zu suchen, zieht sich wie ein Leitmotiv durch die Bistumsgeschichte. Der Künstler wandelt eine Darstellung eines Atoms ab und drückt so eine harmonische Gleichzeitigkeit von Glaube und Modernität aus. Die moderne Welt – auch die Welt der Wissenschaft – ist immer in Bewegung und bildet mit dem Glauben als Kern eine Einheit.
Diese Moderne: das sind die 60er Jahre, wie sie hier auch durch Schrift, Layout, Grafik und Farbwahl repräsentiert sind. Das Bistum war noch jung und die politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Veränderungen des Jahres 1968 prägten die Lebenswelt der Katholik*innen im Bistum nachhaltig. Mittlerweile sind auch die 60er Jahre Geschichte und alles andere als modern, aber sie stehen nach wie vor für eine beinahe revolutionäre Aufbruchsstimmung der jungen Generation.
Diese Gleichzeitigkeit von lauter, moderner Welt und einem neuen Bistum, das sich eine dazu passende Identität schafft, ist es, was ich mit dem Bistum Essen verbinde.